Japanisch kennenlernen – Das „Iroha“ und das japanische „Alphabet“

Die japanische Schriftsprache besteht aus mehreren Schriftsystemen mit ihren jeweils eigenen Zeichen. Die ältesten, aus der chinesischen Schrift übernommenen (logographischen) Zeichen, sind die Kanji (jap. 漢字). Hiragana (jap. 平仮名 oder ひらがな) und Katakana (jap. 片仮名 oder カタカナ) sind dagegen Silbenschriften (genauer: Morenschriften). Außerdem findet im zeitgenössischen Japanischen das lateinische Alphabet Verwendung (jap. ローマ字, „Rōmaji“).

Die heute gebräuchliche "50-Laute Tafel"

Die heute gebräuchliche „50-Laute Tafel“

Das erste Schriftsystem, das japanische Schulkinder lernen, ist das Hiragana-System, das aus 45 (50) Silben besteht. Zwar kommen in japanischen Sätzen alle Schriften, jeweils für spezifische Satzelemente, vor, es lassen sich aber auch in Hiragana alleine sämtliche im Japanischen vorkommenden Silben darstellen.

Weil es weder in der japanischen Sprache noch im japanischen Denken Eindeutigkeiten gibt, wird es nicht verwundern, dass es auch keine eindeutig festgelegte Reihenfolge der Silben, also auch kein „Alphabet“, gibt. Statt dessen dient in Telefonbüchern oder Lexika die „50-Laute-Tafel“ als Ordnungssystem.

Das aus dem 10. Jahrhundert stammende "iroha-jun"

Das aus dem 10. Jahrhundert stammende „iroha-jun“

Aber auch diese wird durchaus flexibel gehandhabt, denn neben der „50-Laute-Tafel“ ist  auch noch das aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts stammende iroha-jun (いろは順) in Gebrauch.

Die Silbenschriften lassen sich verhältnismäßig leicht erlernen und überraschend einfach auf dem Computer darstellen.

So zeigt Simone Klein in ihrem in mehrfacher Hinsicht „ersten“ Video, wie man den PC auf die Eingabe der japanischen Silbenschrift (Hiragana) vorbereitet und welches Geheimnis das iroha-jun (いろは順) alte japanische „ABC“ birgt.

(technischer Hinweis: Diese Videosequenz wurde mit der Testversion von Camtasia Studio 9 erstellt, das Aufnahme, Bearbeitung und Weitergabe von Videos ermöglicht. Diese Version ist zwar gnädigerweise 30 Tage kostenlos, dafür ist in den Videos während der gesamten Dauer ein Wasserzeichen des Herstellers zu sehen.)

Download: Manuskript zum Video „Japanisch zum Kennenlernen – das Iroha“


Wer sich ein wenig in das Thema vertiefen möchte, findet in Vera Birkenbihls Buch „Von Null Ahnung zu etwas Japanisch“ wertvolle Anregungen und  erhält einen faszinierenden Einblick
nicht nur in die Sprache, sondern auch in die Mentalität und Kultur des Japanischen.

Wenn, wie Wittgenstein sagt, die „Die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt bedeuten“ (Tractatus 5.6), dann bedeutet jeder Blick in eine fremde Sprache eine Erweiterung des geistigen Horizonts.

So kennt das Japanische etwa keinen Singular oder Plural, und auch keine Artikel. Welche Auswirkungen dies auf das Weltbild hat, möge man sich anhand des Beispiels „Wahrheit“ vergegenwärtigen: Wenn Wahrheit immer auch Wahrheiten bedeutet, kann dann jemand DIE Wahrheit beanspruchen?


Zur Einführung und Einübung in die Hiragana-Silbenschrift eignet sich ganz besonders die von Thomas J. Golnik (Augsburg) verfasste und freundlicherweise zum Download Verfügung gestellte Kurze Einführung in die japanische Hiragana-Silbenschrift. Das 24-seitige Dokument enthält Schreibvorlagen für alle Hiragana-Silben sowie zahlreiche Beispielvokabeln zu Übungszwecken. Weitere Materialien finden Sie auf der Website des Autors.